80
A. Allgemeine Erdkunde. — Iv. Die Wasserhülle der Erde.
3. durch Abfluß, indem die rückwärtsschreiteude Erosion des Abflusses den
das Seebecken eindämmenden Riegel immer tiefer einsägt. Viele Beispiele bieten
trocken gelegte Hochgebirgsseen. Dem Erie(iri)-See droht z. B. allmähliche Ent-
leernng dadurch, daß der Niägara-Fall ständig auswärts rückt (vgl. § 24, d).
4. durch Vermoorung, „indem die Vegetation vom Uferrand aus gegen
die Mitte Boden faßt und schafft" svgl. § 31, b). Auf diese Weise entstanden die
Hochmoore im nordwestlichen Deutschland und die Moser in Bayern.
f) Größe und Tiefe einiger Seen in abgerundeten Zahlen >.
Größe in qkm: Größte bestimmte Tiefe
Kaspisches Meer . . 436 000 1098
Oberer See . . . 81000 307
Aräl-See . . . . 68 000 67
Viktoria-See . . , 68 000 an 100
Hnron-See . . . 62 000 200
Tanganjika-See . . 36 000 300
Baikäl-See . . . 34 000 1608
Njässa-See. . . . 27 000 an 700
Lädoga-See . 18 000 256
Bodensee . . . 540 250
K 49. Wirtschaftliche Bedeutung der Laudgewässer. Die Niederschläge sind Er-
zeuger des Lebeus auf der Erde. Wo sie fehlen, wird das beste Land znr Wüste.
Die Flüsse beleben die Länder, indem sie, wie Nil und Ganges, befruchtende Feuch-
tigkeit weithin längs ihrer Ufer fpeuden, indem sie natürliche Verkehrsstraßen
bilden, mit ihrem Gefälle Kraft liefern für den Mühlen- und Fabrikbetrieb und
fo die Menschen zur Ansiedlung locken. Wo eine wichtige Landstraße eiueu Fluß
kreuzt, entstehen blühende Flußhäfen Mannheim, Mainz, Cöln, Ruhrort'). Für
große Festlandsräume, wie Rußland, China, Amazonien, bilden die schiffbaren
Flußläufe die wichtigsten oder gar die einzigen großen Verkehrsstraßen. Auch die
Seen reizen die Menschen zur Ansiedlung und zum Güteraustausch über das Wasser.
Der Bodensee, die Kanadischen Seen n. a. sind an ihren Ufern mit verkehrsreichen
Siedlungen ausgestattet.
4. Das Meer.
A. Der Meeresboden.
§50. 1. Gestalt des Meeresbodens.
a) Unterseeische Bodenformen. Der Boden des Meeres ist vor den
zerstörenden Einflüssen des Luftozeans und, da in Tiefen über 200 m keine
Strömung mehr stattfindet, auch vor der erodierenden Wirkung des Wassers
geschützt. Da außerdem die Ablagerung von Siukstosfen verschiedenster Art
zur Ausgleichung von Unebenheiten beiträgt, ist er im allgemeinen viel
ebener als der des Festlandes. Es fehlt ihm zwar nicht an ausgedehnten
1 Die Gesamtfläche aller Landseen schätzt man auf 1,7 Mill. qkm 3mal so groß wie
Deutschland.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Bayern Mannheim Mainz China Amazonien Deutschland
Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
— 154 —
Dampfwagenzug ab gehen, und im Jahre 1830 wurde zwischen Liverpool und Manchester die erste Eisenbahnlinie für den regelmäßigen Verkehr eröffnet. Die erste mit Lokomotiven befahrene Eisenbahn wurde in Deutschland i. I. 1837 zwischen Leipzig und Dresden vollendet (Bild Nr. 16); die i. I.1835 gebaute Bahn zwischen Nürnberg und Fürth wurde anfänglich nur mit Pferden betrieben. Seitdem ist der Bau von Eisenbahnen mit solchem Eifer gefördert worden, daß jetzt alle Kulturländer der Erde gleichsam mit einem Schienennetze überzogen sind, am dichtesten Sachsen und Belgien. Durch Berge hindurch, auf kühn gebauten Brücken über Täler und Flüsse sausen nun die schnellen Personenzüge und die langen Güterzüge. Selbst über die hohen Alpen und auf ihre Gipfel klimmt die Lokomotive.
70» Die Elektrizität und andre Erfindungen.
1. Der elektrische Telegraph und der Fernsprecher. Einrichtungen, um Nachrichten schnell von einem Ort zum andern zu schicken, sind schon im Altertum vorhanden gewesen. Man gab von einem weithin sichtbaren Punkte zum andern verabredete Zeichen, nachts durch Feuer oder Licht. Solche optische Telegraphen arbeiteten oft sehr schnell; so gelangte bei klarem Wetter eine Nachricht von Paris nach Calais in vier Minuten. Aber bei trüber Luft konnte man keine Zeichen geben. Da fanden im Jahre 1833 die Göttingischen Gelehrten Gauß und Weber, daß der e l e k t r i s ch e F u n k e, der einen Draht blitzschnell von einem Ende zum andern durcheilt, zum Zeichengeben sehr geeignet sei. Der Amerikaner Morse erfand bald darauf eine Vorrichtung, durch die der elektrische Strom mit Hilfs eines Magneten Striche und Punkte auf einen abrollenden Papierstreifen schrieb. Diese Striche und Punkte bedeuteten je nach ihrer Gruppierung Buchstaben und Worte, und so konnte man mühelos ablesen, was in demselben Augenblicke in einem weit entfernten Orte telegraphiert wurde. Nun entstanden bald in allen Ländern Telegraphenlinien (vom Jahre 1843 an), meist in unmittelbarer Verbindung mit den Eisenbahnen, zu deren Betrieb ein so schnelles Verständigungsmittel unentbehrlich war. Aber auch durch das Weltmeer blitzte bald der elektrische Funke. Schon im Jahre 1851 wurde ein sorgfältig in ein Kabel eingeschlossener Draht durch den Kanal zwischen England und Frankreich gelegt. Sechs Jahre darauf machte man sich an die Riesenarbeit, Europa mit Nordamerika durch eine Leitung von mehr als
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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TM Hauptwörter (200): [T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer]]
Extrahierte Personennamen: Weber Morse
Extrahierte Ortsnamen: Liverpool Deutschland Leipzig Dresden Nürnberg Sachsen Belgien Paris England Frankreich Europa Nordamerika
6d
Ii. Physikalische Geographie.
nengehalt haben, werden von Pferden, die dem Kanüle entlang
auf sogenannten Leinpfaden gehen, fortgezogen. Ein Pferd
zieht vor einem Boote mit Leichtigkeit eine dreißigmal größere Last
als auf guten Landwegen.
8- 354. Auch wo der Boden nicht ganz flach ist, sondern Un-
ebenheiten darbietet, sucht man so viel nur immer möglich dasselbe
Niveau beizubehalten, und leitet deshalb gern, wenn die Vertie-
fungen nicht zu ausgedehnt sind, den Kanal über sie hinweg. Er
ruhet alsdann auf Bogen, die oft von beträchtlicher Höhe sind.
Solche Wasserleitungen oder Aquaducten bauetcn schon
die Römer, um die Städte mit Wasser zu versorgen. Noch jetzt
sind in Italien, Frankreich und Spanien manche derselben übrig.
§. 355. In unserer Zeit werden ebenfalls häufig Kanäle auf
ähnliche Art über Thäler und Flüsse quer hinweggeleitet. Der
Reisende sieht in England oft ein Boot hoch oben über seinem
Haupte dahinsegeln, das die Straße, auf welcher er fährt, in der
Quere durchschneidet. Auch der berühmte Kanal von New-Pork
in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika bietet ähnliche
Erscheinungen dar.
§. 356. Wo es unmöglich ist, Berge oder Hügel, die der
Bahn des Kanals im Wege liegen, zu umgehen oder abzutragen,
da wird ein unterirdischer Gang — ein Tunnel — gegra-
den und der Kanal durch diesen hindurchgeführt. Auf diese Weise
leidet die Schifffahrt selbst im Innern der Erde keinerlei Unterbre-
chung. Der berühmte Bridgewaterkanal in England hat in einer
seiner Verzweigungen einen Tunnel, der eine volle halbe Stunde
lang ist und 120 Fuß tief unter der Erdoberfläche liegt. Er geht
mitten durch einen harten Felsen. Derselbe Kanal ist an einer an-
dern Stelle durch eine 558 Fuß lange, 38 Fuß hohe Wasserleitung
über den Fluß Jrwell geführt, und unter dem mittlern Bogen kön-
nen Schiffe mit vollen Segeln durchfahren. Auch der Kanal von
Languedoc in Frankreich und der Chesapeake- und Ohio-Kanal in
den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, so wie viele andere
haben Tunnels.
8- 357. Wo das Gelände indessen es irgend erlaubt, vermei-
det man die Anlage von Tunnels gern, weil sie sehr kostspielig sind,
und sucht die Kanäle auf wohlfeilere Weise über Berge und andere
Bodenerhebungen hinüberzuleiten. So sind die chinesischen Kanäle
an den Gebirgsabhangen vermittelst der Anlage von Schleusen,
die einen zeitweiligen Damm gegen das Eindringen überflüssigen
Wassers bilden, schiffbar gemacht worden. Das Wasser wird durch
diese Schleusen zu einer bedeutenden Höhe, bis oben auf den Gi-
pfel geleitet; zu bestimmten Tageszeiten versammeln sich die Böte
und werden durch die Wassermassen, die ab- oder zugelassen wer-
den, weiter befördert. Ist indessen der Abfall zu steil, so müssen
Maschinen in Anwendung gebracht und mit deren Hülfe die Fahr-
zeuge zu Berge und zu Thale gebracht werden.
8- 358. Bei den europäischen und nord-amerikanischen Kanä-
len sind seit längerer Zeit schon an den Schleusen große Verbes-
serungen gemacht worden. Sie schließen eine Reihe von schmalen
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Ortsnamen: Italien Frankreich Spanien England New-Pork Nord-Amerika England Frankreich Chesapeake- Nord-Amerika
— 116 —
verbunden sein durch ein Zwischenmeer (Kanal, Sund), oder
durch eine Meeres st raße (Meerenge). Ein Zwischenmeer ist
da vorhanden, wo nahe Gegengestade auf längere Strecken hin
im großen und ganzen parallel verlausen (der Kanal zwischen
England und Frankreich, Skager Rak, Kattegat, Sund); nähern
sich nur Landvorsprünge einander, so wird eine Meeresstraße
gebildet (Straßen von Gibraltar, Aden u. a.). Die Nebenmeere
haben für die Kultureutwicklung der Menschen meist frühere und
größere Bedeutung gehabt als der weite Ozean. Bei ihrer ver-
hültnismäßig geringen Ausdehnung konnten die umwohnenden
Völker über das Wasser hinweg leicht miteinander in Verkehr
treten, und das um so mehr, je stärker die Küsten gegliedert waren.
Von besonderer Bedeutung in verkehrsgeographischer Hinsicht sind
die Mittelmeere geworden, namentlich dann, wenn sie zugleich
Durchgangsmeere sind. In dieser Hinsicht steht das europäische
Mittelmeer obenan. Es war im Altertum die für die Kultur-
eutwicklung bedeutsamste Wasserfläche, weil es die wichtigsten
Kulturvölker dreier Kontinente miteinander in Verkehr brachte;
in der Neuzeit hat es durch den Sueskanal als Durchgangsmeer
noch erhöhten Wert erhalten.
Kap. Iv. Die Wasserhülle (Hydrosphäre).
Das Wasser auf unserer Erde ist in beständigem Kreislaus
begriffen. Auf dem festen Lande und vor allem auf dem Meere
steigt fortwährend infolge der Verdunstung eine ungeheure
Menge von Wasserdampf in die Luft empor und fällt dann in
flüssiger oder fester Form als Regen, Schnee oder Hagel wieder
hernieder. Ein Teil der Niederschläge sickert in den Erdboden
ein, durchtränkt als Grundwasser die oberen Schichten und
tritt in Quellen vielerorts wieder zu Tage. Das von dem
Lande nicht aufgesogene Wasser sammelt sich in kleinen und
größeren Rinnen und eilt als strömendes Wasser weiter, bis
es von einem See oder dem weiten Meere aufgenommen wird,
um dann wieder von neuem den. Kreislauf zu beginnen.
A. Grundwasser und (Quellen.
1. Grundwasser.
Das vou den Niederschlägen in den Erdboden eindringende
Wasser sickert durch die oberen Lagen in die Tiese, bis es eine
undurchlässige Schicht trifft. Undurchlässig sind Tonschichten, so-
bald sie mit Wasser gesättigt sind. Lockerer Boden, wie Sand,
Kies, Geröll, und poröses oder zerklüftetes Gestein lassen das
Wasser leicht hindurch. Wenig durchlässig sind feste Felsmassen;
aber auch sie sind in ihren mikroskopischen Poren von Feuchtigkeit
durchtränkt (Bergfeuchtigkeit). Das in den oberen Erdschichten
enthaltene Grundwasser fehlt sehr wenigen Gegenden ganz; aber
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Niederschlägen
44
10. Die Wasserhülle der Erde.
c) Allmähliches Verschwinden der Seen. Die Seenflächen der Erde nehmen
allmählich ab und werden einmal in Trockenland verwandelt. Dies geschieht
1. durch Verdunstung, wenn diese größer ist als die Menge der jährlichen
Niederschläge und des zufließenden Wassers (Kaspisches Meer, Aräl-See,
Balkäsch-See).
2. durch Zuschüttung mit den Sinkstoffen der Flüsse. Seitlich einmün-
deude Flüsse bewirken durch Ablagerungen geradezu die Zweiteilung lang-
gestreckter Seen, wie z. B. die Lütschine den Brienzer und den Thuner See
ooueiuauder trennte1.
3. durch Abfluß, indem die rückwärtsschreitende Erosion des Abflusses
deu den See eindämmenden Riegel immer tiefer einsägt (Niagara und
Erie siri^-See).
4. durch Vermoorung, „indem die Vegetation vom Uferrand aus gegen
die Mitte Boden faßt und schafft" (Hochmoore im nordwestlichen Deutschland).
Größe und Tiefe einiger Seen in abgerundeten Zahlen.
Größe in qkm Tiese in m Größe in qkm Tiese in m
Tanganjika-See. . 35 000 300
Kaspisches Meer . . 440 000 1100
Oberer See .... 80 000 300
Aräl-See...... 68 000 60
Viktoria-See.... 68000 an 100
Huron-See..... 60 000 200
Baikäl-See. . . . 35 000 1600
Njassa............26 000 an 800
Lädoga..........18 000 250
Bodensee .... 540 250
4. Wirtschaftliche Bedeutung der Landgewässer. Die Niederschläge sind Er-
zeuger des Lebens auf der Erde. Wo sie fehlen, wird das beste Land zur Wüste.
Die Flüsse beleben die Länder, indem sie befruchtende Feuchtigkeit weithin längs
ihrer User spenden (Nil, Ganges), indem sie natürliche Verkehrsstraßen bilden, mit
ihrem Gefälle Kraft liefern zum Treiben von Mühlen und Fabriken und so die Menschen
zur Anfiedlung verlocken. Wo eine wichtige Landstraße einen Fluß kreuzt, entstehen
blühende Flußhäsen (Mannheim, Mainz, Köln, Ruhrort, Riesa), in denen der Aus-
tausch naher und femer Handelswaren vor sich geht und der völkerverbindende Ver-
kehr eine wichtige Pflegstätte findet. Für große Festlandsräume wie Rußland,
China, Amazonien bilden die schiffbaren Flußläufe die wichtigsten oder gar die
einzigen großen Verkehrsstraßen. Auch die Seen reizen die Menschen zur Änsied-
lung und zun: Güteraustausch über das Wasser. Wo eine belebte Verkehrsstraße
ihr Ufer trifft, entsteht ein Handelsplatz (Bodensee, Kanadische Seen).
5. Gletscher, a) Schneegrenze. Ein großer Teil des Wassers befindet
sich andauernd in gefrorenem Zustand entweder als Eis, und zwar ans
dem Lande überwiegend als Gletschereis (vom lateinischen glacies), oder als
Schnee. Unter Schneegrenze versteht man die Höhengrenze, oberhalb deren
der Schnee der Gebirge auch im Sommer liegen bleibt. Sie ist abhängig von
der geographischen Breite und senkt sich in hohen Breiten stellenweise bis an
den Meeresspiegel.
b) Lawinen. Die im Gebirge angehäuften Schneemassen, hauptsächlich die
unterhalb der Schneegrenze, werden außer durch Austauen durch die Lawinen
... 1 5.ie s^eu& 5- B. jährlich 150 000 cbm Geschiebe an ihrer Mündung im Vierwald-
statter See ab.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Ortsnamen: Aräl-See Balkäsch-See Thuner_See Niagara Deutschland Mannheim Mainz Ruhrort Riesa China Amazonien
— 54 —
modern Schuppen und Schmieden. Das dichte Gestrüpp geht uns bis ans
Knie; wir waten darin, indem wir die schmalen Pfade verlieren. Mir
ahnt, daß es hier von Giftschlangen wimmele, und ich habe unvorsichtiger-
weise meine niedrigen, weißen Schuhe anbehalten. Doch ich will nicht
zurückbleiben, und so waten wir bei sengender Glut weiter, indem wir uns
trotz der Kürze der Entfernung zeitweilig verirren und hin- und her sucheu
müssen.
(6. Der Nicaraguasee.) Der Nicaraguasee oder See von Granada,
wie ihn die Einheimischen nennen, hat Süßwasser von einer graugrünlichen
Färbung; dieser Ton beeinträchtigt die Schönheit des Wassers etwas, das
sich mit dem unserer norddeutschen Seen, nicht mit dem blauen oder grünen
Kristall unserer europäischen Gebirgsseen vergleichen läßt. Der See ist von
nordamerikanischen Marineoffizieren ausgelotet und in seiner ganzen Be-
fchaffenheit wohlbekannt. Eine außerordentliche Merkwürdigkeit sind seine
zahlreichen und gewaltigen Haifische, die genau den Haien des salzigen
Atlantic gleichen. Vielleicht sind deren Ureltern bei der Bodenhebung
zurückgeblieben und haben sich dem brackig und dann süß werdenden Wasser
angepaßt. — Ein Krokodil strich durch die Wellen, Fidelin! Der alte
Alligator befand sich offenbar auf weiter Reise nach den Inseln hinüber;
er schwamm, etwas über die Oberfläche ragend, prächtig. Auf einen Schuß
hin erschrak er und verschwand. Man nimmt dann schmeichelhafterweise
immer an, daß man ihn getroffen habe. Am interessantesten bleibt der
Blick auf die im Ferndunst aufsteigenden Juselvulkaue Madera (1268 m)
und Ometepe (1720 m). Nach nordöstlicher Richtung glitzert der uu-
begrenzte Meereshorizont, uns zur Seite erstrecken sich mit Urwald bedeckte
Bergzüge; Urwald auch rückwärts auf deu Llaüuras vou Costarica mit
der darüberragenden und auf Nicaraguagebiet zum Pacific streichenden
Vulkankette. Die Landschaft zur Rechten würde ohne die Palmen etwas
Europäisches gehabt haben. Wir steuerten zwischen anmutigen Gruppen
von Küsteuinseln durch, wobei wir viele weiße Reiher sahen. Dann tauchte
das Dorf San Miguelito an sanft ansteigendem grünen Plan auf, in der
Höhe von einer weißen Bretterkirche gekrönt. Als Anfangspunkt der gerade
in Absteckung begriffenen Bahn, die vom See hinüber nach Monkey Point
(Puerto Zalaya) am Karibenmeer führen soll, wird das Dörfchen vielleicht
zu einem bekannten Ort. Auf den Ausbau des Hafens von Monkey Point
scheint die Regierung große Hoffnungen zu setzen. Die Bucht besitzt Schutz
gegen die gefürchteten Norder und gute Wassertiefe. Die Bahn ist als
Glied der Nicaragua-Querbahn gedacht, die von Weltmeer zu Weltmeer
führt. Die Weststrecke Granada—managua—corinto befindet sich bereits
längere Zeit im Betrieb. Über die Seestrecke ist Trajektverbindung geplant,
die aber später einer Gürtelbahn um das nördliche Ufer weichen soll. Wir
erleben die Nicaraguasee-Umzirkelung durch ein Bahnnetz vielleicht nicht
mehr; aber kommen wird sie! Die große zentralamerikanische Senkung wird
auch ohue Kanalbau dereinst sich zu einem Durchgangsgebiet des Weltverkehrs
gestalten.
(7. Ein Stiergefecht in Guatemala-Stadt.) Zum ersten Male
besuchte ich ein Stiergefecht, das in der sonntäglich gefüllten Arena als
eine „Wohltätigkeits-Vorstelluug" stattfand. Die roten Stufen harmonierten
gut zum grünen Grunde. Viele Frauen saßen auf den Bänken. Der
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
— 301 —
zu machen. Die Zahl der Sommergäste beträgt jetzt alljährlich, ungerechnet
die Passanten, gegen 10000.
(4. Wildbad.) Kommen wir vom obern Enztal herabgewandert, so
gewährt uns am Fluß die neue, in der Höhe die alte Enztalstraße sofort
beim Eintritt einen überaus lieblichen Blick über die Bäderstadt. Prächtige
Villen grüßen aus dem schattigen Grün wohlgepslegter Parkanlagen her-
nieder; die an den Berg gelehnte, in gotischem Stil erbaute katholische Kirche
ist ein recht stattliches Gotteshaus; näher dem Fluß liegt die englische
Kapelle im lauschigen Dunkel der Anlagen; dnrch diese gelangen wir zu den
Kaufbuden und zur geräumigen, aber überaus zierlich in Eisenkonstruktion
aufgeführten Trinkhalle, dann zu dem in hervorragendem Maße sehens-
werten Prachtbau des „König-Karlsbades" mit Einrichtungen, die jenen des
Friedrichsbades in Baden wohl kaum in etwas Wesentlichem nachstehen dürften.
Von hier führt die König-Karlsstraße am linken Flußufer zum Bahn-
Hof, während am rechten, das über mehrere Brücken erreicht wird, der größere,
von der Hauptstraße durchzogene Teil der Stadt liegt, in dem wir zunächst
zum Kurplatz mit seinen stattlichen Gebänlichkeiten gelangen. Hier stoßen
wir auf das Katharinenstift, in welchem die Bäder für Minderbemittelte
untergebracht sind, was man dem vornehmen Gebäude kaum ausehen würde;
dann folgt das kleine und das große Badegebände, endlich das königliche
Badhotel und Konverfationshans, daneben die protestantische Stadtkirche, von
welcher sich dann die Hauptstraße zu dem am untern, nördlichen Ende der
Stadt gelegenen Bahnhof zieht.
Die waldreiche nähere und weitere Umgebung von Wildbad bietet eine
fast überreiche Auswahl lohnender kleinerer und größerer Ausflüge im Tal
und zu seinen beiden Seiten. Abgesehen von den Anlagen oberhalb des
Kurplatzes und gegenüber desselben über dem König-Karlsbad empfehlen sich
nach Westen die Wege im Sommerbergwald zum Löwenbrückle, zum großen
und kleinen Wendenstein, dann vom Bahnhof anf den Wildbader Kopf und
weiter über den Eselskopf hinab in das vom Hohloh herabkommende Eyach-
tal, das bei der Eyachmühle erreicht wird. Von hier führt eine Straße
talabwärts znr Bahnstation Rotenbach; auf andern Wegen, meist dnrch Herr-
lichen .Wald, ist die Teufelsmühle oder Dobel und Herrenalb zu erreichen.
Östlich von Wildbad erhebt sich etwa 300 Meter über der Enz, deren
Tal von dem nahen Paralleltal der einsamen kleinen Enz trennend, der
lange ungegliederte Rücken der Meisternebene, über welche, am Riesenstein
vorbei, der Weg führt, welcher uns jeufeits der kleinen Enz über welt-
abgeschiedene Höhen weiter nach Teinach und zur Nagold gelangen läßt.
In dieser Richtung floh einst der alte Rauschebart, als er von den „Schleg-
lern" während seiner Badekur überfallen wurde.
Die meilenweit ausgedehnten Tannenforste auf den sanftgeformten
Buntsandsteinhochflächen, welche nur von den freundlichen Wiesengründen
der Flnßtäler unterbrochen werden, sind hier im östlichen Schwarzwald ganz
typisch, und wer für die Poesie der Waldeinsamkeit Sinn hat, dem wird die
Umgebung von Wildbad besonders sympathisch sein, da sie auch durch den
Gegensatz erfrischend wirkt, welcher zwischen dem lebhaften, glänzenden Bade-
ort und seiner großartig schweigenden Umgebung besteht.
Die Eisenbahn führt uns von Wildbad im Enztal abwärts und zeugt
durch die zahlreichen großen Sägewerke und die ausgedehnten Holzverlade-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
— 240 —
wäre er seiner hohen Bedeutung für dieselbe sich wohl bewußt. Er durch-
zieht eine riesige Ebene; an seinen Ufern weiden weithin sichtbar zahlreiche
Herden; einige Forts beherrschen Stadt und Fluß, stören aber das friedliche
Bild nicht im geringsten. Noch zwanzig Standen von ihrer Mündung in
die Nordsee entfernt, bringt die Schelde doch die Wirkungen von Ebbe "und
Flut bis in die Stadt hinein und hat bei 600 Nieter Breite zur Ebbezeit
10 Meter Flußtiefe. Kein Wunder deshalb, weun sie die gigantischen Ost-
indienfahrer bis vor die Warendepots an den Kais trägt. . .
Ich habe schon manchen Seehafen und manch großen Handelsplatz ge-
sehen; aber in Antwerpen begegnete mir ein so erdrückendes Schiffs- und
Verkehrsleben, daß ich da stuud, wie vom Himmel gefallen. Ein ganzer
Urwald von Schiffsmasten starrte vor mir in die Lüfte. Unzählbare Mengen
von Segel- und Dampfschiffen lagen in den Häfen, so gedrängt und dicht
nebeneinander, daß man sich wundern mußte, wie dieser Knäuel vou Schissen
sich wieder lösen könnte. Tauseude vou Menschen sind beschäftigt, die
Schiffe zu belasten oder zu entleeren. Ganze Berge von Schiffsgütern
aller Art und aller Länder harren der Ladung, die von einer verwirrenden
Masse von Wagen besorgt wird. Eine Reihe von Riesengebäudeu an den
Häfen hin dienen als Zoll- und Lagerhäuser. Großartige Schienen- und
Bahnhofsanlagen kommen bis an die Bassins, um das, was diese Tausende
von Schiffen übers Meer hergebracht haben, über die Erde hiu zu zer-
streuen. Garküchen, Matrosenkneipen, Restaurants, Agenturen, Konsulate
aller überseeischen Länder nehmen die Kais von der Stadtseite her ein.
In der Mitte zwischen den zwei innersten und belebtesten Bassins erhebt
sich, alt und ehrwürdig, das Hansahans, von den drei Hansestädten 1568
für ihren Konsul gebaut. Es kann aber, trotz seines Alters, nicht leicht
einen größern Verkehr vor sich gesehen haben als hente.
(5. Holländische Landschaft bei Seeland.) Das Land zwischen
Antwerpen und der holländischen Grenze ist Heide. Kaum haben wir aber
das Gebiet Hollands betreten, so zeigt sich uns zwischen Oudenbosch und
Zevenbergen in kolossalen Ebenen das Weideland dieses Königreiches.
Wer einmal eine holländische Landschaft gesehen, hat alle gesehen. Und
wer nie eine erblickt, der denke sich nur Wiesengründe von zahllosen Kanälen
durchschnitten oder von Fluß- und Meeresarmen bespült, von schwarzen
Rindeiherden beweidet, bisweilen von Pappeln und Ulmen umsäumt und
gar oft von Windmühlen belebt. Freundliche Dörfer mit niedrigen Häusern,
alte Dome neben vielen kleinen Kirchtürmen heben sich weithin sichtbar aus
diesen Ebenen ab. Das Land ist ähnlich wie in Flandern und Brabant,
aber weit niedriger, flacher und wässeriger. Von der letzteren Eigenschaft
konnte ich mich gleich überzeugen, als wir bei Moerdifk über das „Hollandsch
Diep" fuhren.
In der Nacht des 18. November 1421 brachen die Fluten der Maas
und Waal so verheerend in das Land ein, daß oberhalb Dordrecht 22 Dörfer
mit 100000 Menschen im Wasser ihr Grab fanden. Das überschwemmte
Terrain ist bis heute ein „verdrouken land" geblieben, der Biesbosch (Binsen-
dusch) genannt, mit einem Konglomerat sumpfiger Inseln. Eine breite Bucht,
welche beim Biesbosch noch einen Teil der Maas aufnimmt, verbindet dieses
Jnselland unmittelbar mit dem Meere und heißt das „Hollandsch Diep".
Über dieses 2640 m breite „Diep" (Tiefe) hat nun der holländische Unter-
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§ 239.
3. Die Wasserhülle.
283
allein durch die täglichen Temperaturschwankungen (bis über 50°!) oft unter donner-
artigem Knall in Trümmer zerrissen.
5. die aufschüttende und fortblasende, auch durch Erdbeben zerstörende Tätig-
keit des Vulkanismus (§ 237).
6. die ausnagende und verschiebende Wirkung des Windes, der als
Waffe den Sand zertrümmerter Gesteine mit sich schleppt (Sahara, Zentralasien)
und der Verwitterung immer neue Angriffspunkte schafft. So entstehen eigentnm-
liche Verwitterungsformen, Pilzfelsen (Fig. 69), Hohlkehlen, Steinwabenstrukturen.
Auch durch das Zusammenwehen von Sand (Düne) und Staub bewirkt er Ver-
Änderungen der Erdoberfläche. So ist in China nach F. von Richthofen der Löß
durch den Wind (Afflation) bis 600 m mächtig aufgetragen (Fig. 60). Der Staub-
regen vom 9. bis 12. März 1901 verdankte seine Entstehung einem Wirbelwind über der
Sahara, der in 63 Stunden das nördlich von ihr gelegene Gebiet bis zur Ostsee
durcheilte. Der Staub breitete sich über Algier, Tripolis, Sizilien, Mittelitalien,
Fiume, Oberbayern, Thüringen, Brandenburg, Pommern nach Seeland und den
Nachbargebieten aus, d. i. über eine Flüche von 2,5 Mill. qkm und 2800 km Länge.
Die Menge des abgesetzten Staubes wird auf 1,5 Mill. t berechnet.
7. die Abtragung durch die Brandung (§ 241) und durch die Gletscher
(Bild 11). Die Gletscher wirken durch die Moränen (§ 236, 254) zugleich auf-
schüttend. Beispiele bieten in Mengen die Länder des Baltischen und des Kanadischen
Schildes und die ostdeutschen Seenplatten (Fig. 74—76, Bild 13, 95—98, Iii).
8. Land wird neu gebildet durch die Sinkstoffe der fließenden Gewässer (§ 249),
ihre Deltabildung an den Küsten (§ 250) und durch Korallenbauten (§ 240).
9. Aber auch der Mensch verändert das Antlitz der Erde beständig, indem er
Straßen (Fig. 67), Eisenbahnen (Bild 19), Tunnel und Kanäle (Bild 101) baut,
Wüsten berieselt (Eolorädowüste, Assnan), Flüsse aufstaut (Bild 83), die Schiffahrts-
Hindernisse in den Strömen beseitigt und dem Meere durch Deichbauten (Bild 105)
Land abgewinnt. Ganz besonders eingreifend wirken die Kanüle zur Verbindung
von Meeren, so der Sneskanal, der Kaiser Wilhelm-Kanal, der Kanal von Korinth
und demnächst der von Panama.
3. Die Wasserhülle.
a) Wechselbeziehungen zwischen Land und Meer.
§ 239. Verteilung von Land und Meer. Das Meer umfaßt einschließlich
der nur abgeschätzten Polargebiete 70% der Erdoberfläche = 360 Mill. qkm.
Das Verhältnis des Landes zum Wasser wird als 1 :2,5 angenommen. Das
Land ist sehr ungleichmäßig verteilt, denn die Nördliche Halbkugel besitzt über
zweimal soviel Land wie die Südliche. Zwischen 40° bis 70°^ gibt es sogar
mehr Land als Wasser. Die Halbkugel der größten Landmasse (s. den Atlas!)
umfaßt etwa 90% des gesamten Landes, die der größten Wassermasse nur
etwa 10%. Das Land bildet drei größere Massen oder Festländer (Erdfesten,
Kontinente), die in sechs Erdteile zerlegt werden, und unzählige kleinere
Stücke, die Inseln. Das Wasser steht, abgesehen von den abflußlosen Land-
seen, überall auf der Erde in Verbindung und bildet somit ein Meer, in
dem sich fünf Hauptteile, die Ozeane oder Weltmeere, unterscheiden lassen:
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Extrahierte Ortsnamen: Zentralasien China Sahara Algier Tripolis Sizilien Mittelitalien Fiume Oberbayern Brandenburg Seeland Korinth Panama
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D. Allgemeine Erdkunde.
§ 252—254.
Größe und Tiefe einiger Seen in abgerundeten Zahlen.
Größe in qkm Tiefe in m Größe in qkm Tiefe in m
Kaspisee . . . 440000 1100 Tanganjika. . . 35000 300
Oberer See . . 80000 300 Baikal..... 35000 1600
Aräl-See . . . 68000 60 Njassa..... 26000 an 800
Viktoria-See . . 68000 an 100 Lädoga . . . . 18000 250
Hurou-See. . . 60000 200 Bodensee. . . . 540 250
§ 252. Wirtschaftliche Bedeutung der Landgewässer. Die Niederschläge
sind Erzeuger des Lebens auf der Erde. Wo sie fehlen, wird das beste Land
zur Wüste. Die Flüsse spenden befruchtende Feuchtigkeit weithin längs ihrer Ufer
(Nil, Ganges), bilden natürliche Verkehrsstraßen, liefern mit ihrem Gefälle Kraft
zum Treiben von Mühlen und Fabriken und locken so die Menschen zur Ansiedlung
an. Wo eine wichtige Landstraße einen Fluß kreuzt, entstehen blühende Flußhäfen
(Mannheim, Mainz, Köln, Ruhrort, Riesa), in denen der Austausch naher und femer
Handelswaren eine wichtige Pflegstätte findet. Für große Festlandsräume wie
Rußland, China, Amazonien bilden die schiffbaren Flußläufe die wichtigsten oder
gar die einzigen großen Verkehrsstraßen. Auch die Seen reizen die Menschen zur
Ansiedlung und zum Güteraustausch über das Wasser. Wo eine wichtige Landstraße
ihr Ufer trifft, entsteht ein Handelsplatz (Bodensee, Kanadische Seen).
§ 253. Ein Teil des Wassers befindet sich in gefrorenem Zustand
entweder als Eis, und zwar auf dem Lande überwiegend als Gletschereis (vom
lateinischen glacies), oder als Schnee. Unter Schneelinie versteht man die
Gebirgshöhengrenze, oberhalb deren der Schnee auch im Sommer liegen
bleibt. In hohen Breiten senkt sie sich stellenweise bis an den Meeresspiegel.
Die im Gebirge angehäuften Schneemassen, hauptsächlich die unterhalb der
Schneelinie, werden außer durch Auftauen durch die Lawinen entfernt. Die
winterlichen und bei weitem mächtigeren Staublawinen bestehen aus lockerem Schnee-
staub. Die besonders im Frühjahr niedergehenden Grundlawinen wälzen die Schnee-
decken steiler Abhänge samt den Geröllmassen zu Tale.
§ 254. Aus den Schneelagem des Gebirges oberhalb der Schneegrenze bildet
sich durch den Druck der Schneemassen, auch durch Schmelzen und Wiedergefrieren
der dichte, kömige und schmiegsame Firn, Eis, das, dem Gesetz der Schwere folgend,
in die Tiefe drängt und sich in den ausgedehnten Mulden des Hochgebirges allmählich
als Firnmeer ansammelt. In die Talrinnen und somit in wärmere Gegenden
vorrückend, bildet der Fimstrom einen Gletscher (Fig. 65, 74, 75).
Die größte in den Alpen gemessene Geschwindigkeit der Gletscher beträgt 1,3 m
in 24 Stunden, ihre jährliche Durchschnittsgeschwindigkeit etwa 100 m. Aus den
Gletscher geratene Gesteinstrümmer sammeln sich auf seiner Oberfläche an und bilden
Stein- und Schuttwälle, Moränen (Fig. 74, 75). Diese fassen als Seiten-
moränen den Gletscher ein, während sie als Mittelmoränen das Zusammen-
fließen mehrerer Eisströme anzeigen, als End- oder Stirnmoränen in Gestalt
von Steinwüsten dem unteren Ende des Gletschers vorgelagert sind und als Grund-
moränen durch den Gletscherlehm die Trübung der Gletscherbäche veranlassen.
Diese bilden sich aus dem Schmelzwasser der Gletscher, brechen aus seiner Zunge,
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Extrahierte Ortsnamen: Kaspisee Mannheim Mainz Ruhrort Riesa China Amazonien